Söhne und Weltmacht - Terror im Aufstieg und Fall der Nationen by Gunnar Heinsohn

Söhne und Weltmacht - Terror im Aufstieg und Fall der Nationen by Gunnar Heinsohn

Autor:Gunnar Heinsohn [Heinsohn, Gunnar]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Demografie, Gesellschaft, Soziologie, Youth bulge
ISBN: 9783280060087
Herausgeber: Orell Füssli
veröffentlicht: 2003-10-31T23:00:00+00:00


Gegenseitiges Bombardement von Gotteshäusern

Solange die youth bulges sich nur in internen Konflikten abbauen, wird man sich zurückhalten und Lippenbekenntnisse für den Frieden abgeben. «Laßt uns zufrieden und macht Bürgerkrieg oder Völkermord, sonst gibt es Krieg», wird also nach draußen gerufen. In einem fiktiven Brief des US-Präsidenten George Bush an seine islamischen Kollegen aus der Feder des New York Times-Kolumnisten Thomas L. Friedman (2002, 7) heißt es ganz in diesem Sinne: «Freunde, entweder führt ihr einen Krieg innerhalb eurer Zivilisation oder es wird Krieg geben zwischen den Zivilisationen.» Erst wenn ihr fertig seid bzw. euch zur Genüge reduziert habt, wollen wir gerne an jedem gewünschten Ort eine würdige Friedenskonferenz ausrichten.

Bereits in Afghanistan will man eigentlich dieser Aufforderung entsprechen – und das lange vor der Zerstörung der Twin Towers am 11. September 2001. Amerika macht sich damals daran, die Nordallianz unter ihrem – am 9.11.2001 dann ermordeten – Führer Massoud, in eine dauerhaft kampffähige Armee gegen die Taliban ausbauen: «Dadurch wollte man die frisch gebackenen Terrorabsolventen der Al-Qaida-Ausbildungslager an die Seite der Talibanverbände in den Kampf gegen den Norden zwingen. ‹Man fixiert sie auf die innerafghanischen Fronten›, sagt ein Antiterrorbeauftragter, ‹und hofft sie dadurch zu töten, sodaß keiner mehr für Terroranschläge außerhalb Afghanistans übrig bleibt. Das war die allgemein akzeptierte Linie›» (Calabresi et al. 2002, 34).

Das Verschlampen dieses Planes wird teuer bezahlt. Es mag aber als Hinweis darauf genommen werden, dass ähnliche Pannen immer wieder passieren können. Und dann wäre der kosmische Schutzschild vielleicht eine Bedingung dafür, dass auf einen Angriff immer noch in Maßen reagiert werden könnte. Denn wenn ein hereinfliegendes Projektil tatsächlich in der Luft gestoppt wird, hat man eine Frist für das nüchterne Abwägen von Gegenschritten gewonnen. Hingegen dürften ohne solchen Schild hart getroffene Atommächte verführt sein, furchtbar und endgültig das Abschussgebiet ganz schnell und endgültig zu verbrennen – umso mehr, wenn sie weder mini nukes noch smart bombs à la USA zur Verfügung haben.

Man ermutigt die amerikanische Führung, in den kommenden Jahrzehnten zu heidnischen (pagan) Praktiken der Kriegführung zurückzukehren, also den Lebensschutz bzw. die Mittelverhältnismäßigkeit hintanzustellen, solange der Gegner seine Massentötungen gerade an Wehrlosen vollzieht (Kaplan 2001; 2003). Gewiss, bei einem Rückfall des Westens hinter die Prinzipien eines Montesino oder Victoria wäre es nach dem 11. September 2001 zu verheerenden Vorstößen gekommen. Die Wohnviertel der Terroristen wären pulverisiert, die Zitadellen der islamischen Granden ständen in Flammen und vielleicht wäre sogar Mekka ausradiert. Das gegenseitige Wegnehmen oder Schleifen der Gotteshäuser ist ja über lange Jahrhunderte eine Praxis der christlich-islamischen Kriege. Man kann nur als zivilisatorische Gnade empfinden, dass wir so etwas nicht einmal mehr denken wollen. Dass islamistische Terroristen kaum an etwas anderes denken, mag den Vorstoß Robert Kaplans ein Stück weit nachvollziehbar machen. Gerade Al Qaida-Bewunderer erwärmen sich im Internet nämlich an Predigten großen historischen Atems: «So wie unsere Ahnen Konstantinopel eroberten [1453 durch Sultan Mohammed II.], werden wir auch bald Rom (Romiya) und den Vatikan erobern. Denn Gott ist mit uns» (Weidenfeld 2002, 8).



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